Canarios verdienen am wenigsten

Die Lohnkosten müssen sinken. Dieses Credo kennen wir aus Deutschland nur zu gut. Es ist auch die Marschrichtung, die der spanische Regierungschef Mariano Rajoy zur Konsolidierung der miserablen Finanzen des Landes und des katastrophalen Arbeitsmarktes vorgegeben hat. Auf den Kanarischen Inseln allerdings ist für eine weitere Absenkung der Löhne kein Spielraum mehr vorhanden.

Bruttolohn auf den Kanarischen Inseln weit unter dem Landesdurchschnitt

Der durchschnittliche Bruttolohn eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers beträgt auf dem Archipel lediglich 18.653 Euro. Er liegt damit fast 4.000 Euro unter den 22.635 Euro, die im Durchschnitt des gesamten Landes pro Jahr in die Taschen der abhängig Beschäftigten wandern. Noch größer ist der Abstand, wenn man die Spitzenverdiener auf der Iberischen Halbinsel betrachtet. Im Baskenland wurde ein jährliches Einkommen von 26.726 Euro ermittelt. Ein Unterschied von mehr als 8.000 Euro im Vergleich zum kanarischen Schlusslicht.

Was für die Angestellten und Arbeiter kaum ausreicht, freut die Arbeitgeber. Die Kosten für eine Arbeitskraft sind in Spanien nirgendwo so niedrig wie auf den Kanarischen Inseln. Im Jahr 2012 schlugen diese Kosten mit insgesamt 25.586 Euro zu Buche. Ein Wert, der sich in den vergangenen Jahren seit Ausbruch der Krise stets auf diesem niedrigen Niveau halten konnte. Die niedrigen Löhne auf den Kanaren ziehen sich durch alle Sektoren. Gleich ob in der industriellen Produktion, auf dem Bau oder im Tourismus. Die Beschäftigten auf den sieben Inseln halten die rote Laterne bei den Löhnen im Lande stets in ihren Händen.

Angestellte profitieren nicht vom Boom bei den Übernachtungszahlen

Die Tourismusunternehmen melden immer neue Erfolge bei den Buchungszahlen und Umsätzen. Bislang haben die Beschäftigten davon jedoch nicht profitiert. Trotz der gut belegten Hotels und immer neuer Einnahmerekorden verharren die Löhne und Gehälter auf niedrigem Niveau. So niedrig, dass es für den Unterhalt einer Familie kaum ausreicht. Auf Grund der hohen Arbeitslosenzahlen haben die Gehaltsempfänger Angst, sich über die niedrigen Löhne zu beschweren. Schlecht bezahlte Arbeit ist für sie immer noch besser als gar keine. Denn mit den staatlichen Hilfen bei Arbeitslosigkeit lebt es sich noch weitaus schlechter. Das Risiko, den Job zu verlieren, wenn man gegen die Bezahlung protestiert, ist groß. Aus dem riesigen Heer der Arbeitslosen können die Arbeitgeber leicht Ersatz rekrutieren.

Kein Auskommen mit dem Einkommen

Wenn es darum geht, dass mit dem Einkommen kein Auskommen ist, haben die Beschäftigten auf den Kanarischen Inseln noch ein weiteres Problem, das die Lage zusätzlich verschärft. Da es immer etwas teurer ist ,auf einer Insel zu leben, besonders dann, wenn sie 2.000 Kilometer vom Mutterland entfernt liegt, sind auch die Kosten der Lebenshaltung teurer, denn alle Waren treffen erst nach einem langen und kostspieligen Transport auf dem Archipel ein. Auch wenn mit verschiedenen Subventionen hier ein Gegensteuern versucht wird, ist bei vielen Dingen des täglichen Bedarfs dennoch ein nicht unerheblicher Unterschied zu den Preisen festzustellen, die in vergleichbaren Städten auf dem Festland bezahlt werden müssen.

Wer also auf die Kanarischen Inseln kommt, um sich hier nach einem Arbeitsplatz umzusehen, weil er glaubt, im Tourismus und den damit eng verbundenen Branchen eine gut bezahlte Stelle zu finden, von der das Leben unter südlicher Sonne finanziert werden kann, sollte sich dies zur Zeit ganz genau überlegen. Es ist äußerst schwierig, auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt überhaupt eine reguläre Stelle zu finden, und auch wenn es tatsächlich gelungen ist, reicht der Lohn oft nicht aus, um ein sorgenfreies Leben zu führen.