Kanarische Flughäfen spülen Geld in die Kassen der AENA

Flughäfen sind in Deutschland ein besonders sensibles Thema. Bei uns denkt man zunächst an Planungskatastrophen und unendliche Verzögerungen. Bestes Beispiel ist der neue Hauptstadtairport. Hinzu kommen unnötige Neubauten, die niemand braucht, weil es, wie in Kassel, in der Nachbarschaft schon defizitäre Regionalflughäfen gibt. Die Canarios zeigen uns, wie effizientes Flughafenmanagement aussehen kann.

Im Gegensatz zu vielen anderen Flughäfen dürfen sich die größeren Airports auf den Kanarischen Inseln besonderer Rentabilität rühmen. In einem gerade veröffentlichten Bericht für das Jahr 2011 über die Wirtschaftlichkeit der von der staatlichen Flughafengesellschaft Aeropuertos Españoles y Navegación Aérea (AENA) betriebenen Einrichtungen finden sich unter den 10 wirtschaftlichsten Flughäfen des Landes gleich 4 auf den Kanarischen Inseln. Und auch die absolute Nummer 1 unter den spanischen Start- und Landeplätzen liegt auf dem Archipel.

Tenerife Sur spülte 2011 fast 25 Millionen Euro Gewinn in die Kassen der AENA. Auch Gran Canaria konnte mit 22,93 Millionen ein positives Ergebnis vermelden. Weitere Mitglieder im Club der Gewinner sind Lanzarote mit 8,67 Millionen und Fuerteventura mit 1,21 Millionen Euro auf der Habenseite. Die größeren Flughäfen können also mit einer guten Auslastung und stabilen Fluggastzahlen aufwarten. Währenddessen haben die Pisten auf den kleineren Inseln die größten Probleme. Mit einem Verlust von 14,67 Millionen Euro führt der Inselairport von La Palma die Negativliste auf den Kanaren an. Dicht gefolgt von Tenerife Norte mit 6,6 Mio., El Hierro mit 5,29 Mio. und La Gomera mit einem Negativsaldo von 3,72 Mio. Zusammen jedoch blicken die acht Flughäfen auf den kanarischen Eilanden auf ein positives Ergebnis im Jahre 2011 zurück. 26,91 Millionen Euro Gewinn konnte die AENA mit ihren Flughäfen auf den Urlaubsinseln vor der afrikanischen Küste erwirtschaften.

Landesweite Verluste

Auf nationaler Ebene haben jedoch auch die Spanier mit einem heftigen Minus beim Betrieb ihrer Flughäfen zu kämpfen. Besonders die große Zahl kleinerer Flughäfen verhagelt die Bilanzen der staatlichen Flughafenbetreiber. Diese Erfahrungen sollten sich die deutschen Provinzfürsten einmal näher ansehen, die glauben, mit einem eigenen Flughafen ihr Image aufpolieren zu müssen. Nahezu alle der kleineren Flughäfen Spaniens, die manchmal in einem Abstand von weniger als 150 Kilometer liegen, belasten das Gesamtergebnis der AENA. Kommunen mit solch kleinen Flughäfen kämpfen zunehmend mit besonders niedrigen Gebühren um das Wohlwollen der Airlines. Sie sollen dadurch animiert werden, die eigene Piste anzufliegen und die des Nachbarn links liegen zu lassen. Gerade diese Entwicklung führt jedoch in die falsche Richtung. Es folgen immer höhere Verluste.

Kanarische Regierung ging einen anderen Weg

Auf den Kanarischen Inseln ging man den umgekehrten Weg. Die Regionalregierung strich die besonderen Vergünstigungen für die Fluggesellschaften. Dadurch nahm sie mehr Geld ein, was wiederum die Flughafenbetreiber dazu brachte, ihrerseits in die rentablen Aeropuertos zu investieren. Durch die gesteigerte Attraktivität konnten sich die kanarischen Flughäfen am Markt behaupten und ihre Fluggastzahlen steigern. Die Erweiterungen auf Gran Canaria und auch die neue Shoppingmeile am Flughafen von Lanzarote sollen diese Entwicklung weiter vorantreiben. So sorgt man dafür, dass die Flughäfen trotz ihrer großen Nähe zueinander auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben. Natürlich trägt auch die Insellage dazu bei, dass die Situation auf dem Archipel nicht direkt mit den Verhältnissen auf dem Festland zu vergleichen ist. Es wird sicherlich niemand ernsthaft fordern, einen Flughafen auf einer der kleineren Inseln zu schließen und etwa La Palma nur noch über das Meer mit Fähren von Teneriffa aus zu bedienen.

Nun wird verstärkt darüber nachgedacht, wie man das finanzielle Problem der Miniairports lösen könnte. Dabei will man sich auch auf die gute strategische Lage zwischen den Kontinenten konzentrieren und prüfen, ob es möglich sein könnte, die Bedeutung der Inseln als Drehkreuz im internationalen Verkehr zu stärken. Ob das jedoch wünschenswert ist, darf stark bezweifelt werden. Denn wer möchte schon ständig große Frachtmaschinen beim Anflug auf La Palma beobachten. Mit der Ruhe auf der beschaulichen Insel wäre es dann rasch vorbei, und statt der Verluste am Flughafen würde es dann im gerade wachsenden Tourismussektor erhebliche Einbrüche geben. Da dies niemand will und mit heftiger Gegenwehr der Bevölkerung zu rechnen wäre, werden wohl derartige Gedankenspiele dort enden, wo sie hingehören: in einer Schublade, die immer gut verschlossen bleibt.