Psychopaten auf Streife

Was der Sekretär der Gewerkschaft UGT in Las Palmas auf Gran Canaria jetzt öffentlich machte, ist eigentlich unglaublich. Doch die offiziellen Vertretern der Stadtverwaltung der Inselhauptstadt haben die Vorwürfe gegen den Chef der Lokalpolizei noch nicht einmal dementiert.

José Antonio Alonso Morales von der UGT warf am vergangenen Freitag dem Leiter der Policia Local, Javier Henríquez vor, mit voller Absicht Polizisten auf Streife zu schicken, die nachweislich unter starken psychischen Störungen leiden. Anscheinend ist dieser Umstand auch in der Stadtverwaltung schon längere Zeit bekannt. Trotzdem wurde der Polizeichef bislang nicht angewiesen, die betroffenen Beamten vom Dienst zu suspendieren beziehungsweise ihnen Posten im Innendienst zuzuweisen, wo sie nicht in direktem Kontakt mit den Bürgern stehen.

Medizinische Gutachten belegen psychische Probleme

Der Führung der Stadtpolizei liegen medizinische Gutachten von Vertrauensärzten des Kanarischen Gesundheitsdienstes und zahlreiche Hinweise von Gewerkschaftsseite vor. Sie belegen, dass einige der lokalen Ordnungshüter, die im Außendienst eingesetzt sind, unter zum Teil erheblichen Störungen ihrer Psyche leiden. Niemand weiß, wie diese Beamten in Stresssituationen oder unter erhöhtem Einsatzdruck reagieren werden. Eine massive Gefährdung der öffentlichen Sicherheit kann deshalb nicht ausgeschlossen werden. Nicht dann, wenn Männer, die eigentlich für den Schutz der Bevölkerung sorgen sollen, als tickende Zeitbomben durch die Straßen der Hauptstadt ziehen.

Einzelne Beamte sind bei den Bürgern schon durch nicht nachzuvollziehende Aktionen aufgefallen. Beispielsweise die mehrfache Ausstellung eines Parkknöllchens für ein und dasselbe Auto am gleichen Ort zur gleichen Uhrzeit. Man hat einen Beamten beobachtet, wie er scheinbar nicht aufhören konnte, einen falsch geparkten Wagen mit immer neuen Tickets auszustatten. Obwohl er für ein Vergehen natürlich auch nur ein Knöllchen ausstellen darf. Dies ist nicht nur eine ärgerliche Marotte. Es ist völlig  unvorhersehbar, wie ein solcher Polizist reagiert, wenn ihn ein Bürger direkt auf sein zwanghaftes Tun anspricht.

Kein Kommentar aus dem Rathaus

Manche Spekulationen über die Motive des Polizeichefs, der für den Einsatz der psychisch gestörten Polizisten verantwortlich ist, gehen gar in eine Richtung, die recht beunruhigend ist. Danach soll es Absicht sein, dass es in jedem Viertel einen „good Cop“ und einen „bad Cop“ geben soll. Für die Rolle des bösen Polizisten würden sich Psychopathen natürlich besonders eignen. Noch besorgniserregender ist jedoch, dass man scheinbar bisher im Rathaus von den Machenschaften des Polizeichefs weiß und nichts dagegen unternimmt. Hier wird mit der Sicherheit der Bevölkerung in unverantwortlicher Art und Weise gespielt. Wenn der erste dieser vermeintlichen Ordnungshüter in einer Stresssituation unangemessen reagiert hat und dadurch ein Mensch an Leib und Leben geschädigt wurde, ist es zu spät, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.

Erheblicher Vertrauensverlust

Neben dem Problem der Sicherheit ist aber auch der Vertrauens- und Ansehensverlust der Policia local in der Bevölkerung eine Folge der Personalpolitik des verantwortlichen Kommissars. Nach dem Erscheinen eines Berichtes über die Missstände in einer kanarischen Lokalzeitung entstand eine heftige Diskussion unter den Lesern. In zahlreichen Internetbeiträgen trugen die Kommentatoren dazu bei, den erschreckenden Umfang des Problems deutlich zu machen. Selbst wenn viele der Leserkommentare damit zu erklären sind, dass sich Bürger, die zu Recht von Polizisten bestraft wurden, ihrem oft unberechtigten Ärger Luft machen wollten, bleibt jedoch ein großer Prozentsatz an Ernst zunehmenden Zuschriften übrig.

Sogar Touristen sollen in Las Palmas schon mit irren Gesetzeshütern zusammengetroffen sein. So wird berichtet, dass beobachtet wurde, wie eine Urlaubergruppe, die nach dem Weg gefragt hatte, von einem schreienden und hysterisch lachenden Polizisten beschimpft worden war. Welchen Schaden solche Vorfälle, wenn sie denn tatsächlich so passiert sind, anrichten, kann man sich lebhaft vorstellen. Irre Polizisten gehören sicherlich nicht zu den Dingen, die man an seinem Urlaubsort vorfinden möchte.

Foto von Matti Mattila – flickr